Arten von Rasierpinseln
Die zwei nahezu ausschließlich verwendeten und in der Praxis bevorzugten Naturhaarsorten für Rasierpinsel sind Dachshaar (in verschiedenen Qualitäten, s.u.) und Schweineborste. Gelegentlich finden sich Pinsel aus Pferdehaar (die festen Haare aus Schweif und Mähne, die nicht von Schlachttieren stammen, sondern bei der regelmäßigen Pflege der Pferde gewonnen werden). Darüber hinaus gibt es auch synthetisches Pinselhaar (vegan!), teilweise in sehr guter Qualität, das auch aus religiösen oder ethischen Gründen Anhänger hat und sich zur echten Alternative entwickelt hat.
Dachshaar ist wesentlich teurer als Schweineborste, dafür ist es deutlich weicher und erzeugt den feinporigsten Schaum. Schweineborste ist steifer und hat daher Vorteile bei festeren Seifensorten und ist beliebter bei Anwendern, die sich eine etwas gründlichere Massage- und Reinigungswirkung beim Aufschäumen wünschen und denen auch 2-Band-Dachshaar (s.u.) noch zu weich ist. Pferdehaar ist in Gefühl und Funktion zwischen den beiden anzusiedeln, es werden aber gelegentlich Probleme mit der Robustheit berichtet, bei grobem Umgang also problematisch. Synthetikhaar ist am pflegeleichtesten und robustesten, fühlt sich jedoch i.d.R. im Gesicht und beim Schäumen minderwertig an (zu einer neuartigen Ausnahme kommen wir weiter unten).
Dachshaar im Detail
Dachshaar wird (abhängig von unterschiedlichen Fellregionen und -arten) in fein abgestuften Qualitäten angeboten, die sich grob in drei Gruppen einteilen lassen: Dachszupf schwarz oder grau, auch Stockzupf genannt (auch "Grey Badger" oder "Pure Badger" -- graues bzw. reines Dachshaar), die preiswerteste, einheitlich dunkel (von einem dunklen grau-braun bis zu fast schwarz) gefärbte und festeste Haarsorte, dann Dachszupf hell (auch "Best Badger" -- bestes Dachshaar), eine deutlich hellere und vor allem schon deutlich gestreifte mittlere Qualität und schließlich die beste und teuerste Qualität, die sog. Silberspitze ("Silvertip") mit noch helleren, an den Spitzen grau-weißen, allerfeinsten Haaren, aufwändig handsortiert aus dem Winterfell des Dachses.
3-Band/2-Band: Während die "normale" Silberspitz-Bestückung drei Farbstreifen aufweist (sog. 3-Band, hell-dunkel-hell) gibt es in der letzten Zeit von einigen Anbietern Pinsel mit einem hochwertigen 2-streifigen Dachshaar (sog. 2-Band, dunkel-hell), für das im Ausgangsmaterial besonders lange und kräftige 3-Band-Haare ausgewählt werden, die dann am Wurzelende um etwa ein Drittel auf die Nutzlänge gekürzt werden. Übrig bleibt der besonders kräftige dunkle Mittelteil und die weichen Silberspitzen. Der Pinsel ist dann insgesamt kräftiger als die 3-Band-Variante, aber an den Spitzen genau so weich und sanft -- für Liebhaber von Dachshaarpinseln mit etwas mehr "Rückgrat". Mit dem hohen Preis für das seltenere, extrem langschaftige Ausgangsmaterial und dem großen Verschnitt erklärt sich der i.d.R. deutliche Aufpreis für die 2-Band-Variante.
Schweineborste im Detail
Schweinehaar bzw. -borste kommt ebenfalls in unterschiedlichen Qualitäten, die aber i.d.R. nicht näher in den Pinselbeschreibungen genannt werden. Die von uns angebotenen Borstenpinsel stammen aus Meisterhand und bieten durchweg hervorragende Qualität. Die bei einigen Schweineborstenpinseln zu findende gestreifte Borste ist künstlich eingefärbt, um Dachshaar zu ähneln. Dies ist aber nur ein eine traditionelle Methode aus rein optischen bzw. ästhetischen Gründen und schlichtweg Geschmacksache, auf die Funktion hat dies keinerlei Auswirkung.
Synthetisches Haar im Detail
Synthetisches Haar gibt es schon länger und ebenfalls in verschiedenen Qualitäten, die sich in der Anfangszeit unserer Meinung nach zumeist im wahrsten Sinne des Wortes "unnatürlich" anfühlten und im Gesicht weniger angenehm waren. Einen Durchbruch gab es erst vor ganz wenigen Jahren, zunächst mit dem von der Firma MÜHLE neu entwickelten Produkt namens Silvertip Fibre. Dieses ahmt in Aussehen und Aufschäumverhalten echtes Dachshaar nach, ist in der Lage, Wasser und Schaum wie ein Naturhaar festzuhalten und fühlt sich auch im Gesicht natürlich an, ist also eine echte Alternative. Dabei ist es völlig ohne tierische Inhaltsstoffe hergestellt und somit das Material der Wahl für Veganer und strenge Tierliebhaber. Ein weiterer Vorteil ist die schnelle Trocknung und Robustheit dieses Materials, so dass sich diese Faser besonders auch bei Reisepinseln bewährt. Inzwischen gibt es weitere Produkte mit unterschiedlichen Eigenschaften. Die verschiedenen modernen Synthetikfasern sind zu einer ernsthaften Alternative für Naturhaarpinsel geworden und sind ihnen in bestimmten Gebieten sogar überlegen.
Qualitätsunterschiede in der Pinselherstellung
Die große Preisspanne bei Rasierpinseln erklärt sich neben den verwendeten Haarqualitäten natürlich auch mit der Menge von Haaren im Haarbündel, also der Dichte und dem Durchmesser des sog. Knotens ("Knot"), der Haarlänge, dem Aufwands und der Qualität der Handarbeit (das Binden der Haare ist ein hochqualifizierter und nahezu künstlerischer Prozess, der viel Können und Erfahrung benötigt) und nicht zuletzt auch durch Art und Material des Pinselgriffes sowie dessen Herstellungsaufwand. Der Durchmesser des Knotens (auch Ringmaß genannt) und die freie Länge der Haare ist i.d.R. angegeben (letztere ergibt sich auch aus der Differenz zwischen Griffhöhe und Gesamthöhe eines Pinsels).
Gutes Pinselhaar läuft immer in die natürlichen Haarspitzen aus, es wird also höchstens am Wurzelende auf Länge getrimmt und dann wird der Knoten beim Binden vom Pinselmacher geformt. Maschinell hergestellte Pinsel hingegen werden oft an der Spitze in Form geschnitten, was zu minderwertigen, pieksenden Pinseln führt, die zudem gegenüber den aufwändig handgebundenen Modellen leichter Haare verlieren. Diese Art der Herstellung ist abzulehnen, bei uns finden Sie daher keine Pinsel mit an der Spitze beschnittenen Haaren.